Verkaufe Emotionen
- Maria Winter
- 13. Juni
- 1 Min. Lesezeit

Gestern hab ich versucht, Freude in der Zeitung bei der Rubrik „Kleine Anzeige“ zu verkaufen.
Ein Interessent schrieb: „Funktioniert die noch oder nur Deko?“
Ich: „Kommt drauf an, ob du Kaffee magst und gerne barfuß durch den Garten gehst.“
Er: „Ich trinke Tee.“
Gut: „Dann bekommst du die Version mit stiller Begeisterung und dampfenden Teepausen voller positiver Gedanken.“
Seitdem verhandle ich mit jemandem über ein Abo auf Glück – Ratenzahlung möglich.
Sie wollte erstmal ein Probepaket.
Ich hab gesagt: „Klar, aber nur mit täglichem Lächeln und gelegentlichem Singen unter der Dusche.“
Sie zögerte. Fragte nach der Kündigungsfrist.
Ich meinte: „Nur bei chronischem Pessimismus – und selbst dann erst nach einer Kuscheldecke und einem Gespräch bei Kerzenschein.“
Jetzt steckt sie im Testmonat.
Bisher hat die Frau schon drei Sonnenuntergänge gesammelt und eine Portion Hoffnung zum Frühstück probiert.
Sie sagt, Glück schmeckt irgendwie nach Zimt und klingt wie Kindheit.
Natürlich: „Emotionen sind eben keine Massenware.“
Heute biete ich Sehnsucht an.
Mit kleinen Macken, aber top gepflegt – hat noch das Originaletikett: „Für besondere Momente“.
Verpackung leicht beschädigt (Herzschachtel, ein bisschen zerdrückt).
Und morgen?
Vielleicht verschenke ich den Zauber der Liebe gegen ein Lächeln.
Oder eine gute Laune – frisch verpackt, leicht glitzernd und garantiert ansteckend.
Willst du auch ein Stück?
Hier gibt’s Gefühle zum Mitnehmen – handgemacht, mit Echtheitsgarantie,
frei von Lärm, aber reich an Wirkung.
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